Review

Locust

You’ll Be Safe Forever

Editions Mego • 2013

Mark van Hoen hat es nach seinen Solo-Kitschausbrüchen aus dem faden Zuckerguss herausgeschafft und sich erstmalig seit 12 Jahren wieder seinem Alter Ego Locust zugewendet. Doch was kann man erwarten von einem Projekt, das die Blütezeit des Ambient und IDM durchlebt hat, diese Ära mit vier Alben bestückt hat und nun unverhofft im Jahr 2013 aufschlägt? Zum einen ein Album, das sich Zeit nimmt, keine Erwartungen wahrnimmt und ohne Zeitstempel oder Aktualitätsanspruch seine eigenständige Schönheit entwickeln möchte. Zum anderen muss man ein Album erwarten, dass aufgrund dieser Abweisung jeglicher Aktualität ein vollkommen referenzielles Werk bleibt. Locust bleibt den 1990er Jahren verbunden – selbst mit Verstärkung durch Neuzugang Louis Sherman. Die im Reverb verebbenden Piano-Keys von Boards Of Canada. Der stimmendurchsetzte Ambient von Banco De Gaia. Die verhallt wirkenden Drum-Kits und Dubspuren von Seefeel. Die trägen Beats von Push Button Objects. Sie alle tummeln sich freudestrahlend und sorgenfrei. Das macht »You’ll Be Safe Again« sehr retro und in diesem Kontext schon wieder kitschig. Die 13 Titel schaffen es jedoch, sich darüber zu erheben. Mit ausgefeiltem Songwriting und originalgetreuem Klangdesign gehen sie in einer verträumten Schönheit und schon lange nicht mehr so heimelig gespürten Wärme auf. Da wird Retro schon wieder zur Sehnsucht.

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