Review

Luke Eargoggle & Dataintrang

Top Of The Pyramid EP

Return To Disorder • 2024

Ist Electro noch frisch? Nicht wirklich, wenn man ehrlich ist. Die große Renaissance, die das Genre um 2018 und 2019 hatte, ist inzwischen merklich abgeflaut. Das mag auch daran liegen, dass im Zuge der Pandemie andere, entweder noch extremere, affektivere oder schlicht massenverträglichere Spielarten elektronischer Musik in Mode kamen. Und, seien wir gleich nochmal ehrlich, dass diese Musik stagniert und mit all seiner retrofuturistischen Patina angestaubter denn je wirkt. Doch wer Hoffnung sucht, der findet sie.

Und zwar bei Luke Eargoggle und Dataintrang, die für Helena Hauffs Return To Disorder eine schlicht interstellare Drei-Track-EP produziert haben. Schon für den Opener und Titeltrack darf gerne das Cringe-Prädikat »Brett« verwendet werden. Die redundante Aufzählung von Farben sorgt für das richtige Maß an hypnotischem Sog, und der Beat grollt und rasselt mit seinen plastischen Hi-Hats bedrohlicher und also überzeugender als alles, was in den letzten Jahren im Electro-Rhythmus herumsynkopiert hat. Da liegt vielleicht auch der Hase im Pfeffer: Diese Nummer prescht im Four-to-the-Floor-Modus nach vorne. Aber Achtung, Spoiler-Alarm: Auch das womöglich selbstironisch betitelte »Not Unique« im klassischen Electro-Trott hebt sich vom Einheitsbrei ab, reminisziert gleichzeitig Achtziger-Pioniersound und schlägt mit seinen Synths eine eigene Schneise durchs Eis. »7 Days A Week« holt zum Abschluss die Acid-Industrial-Peitsche raus und schafft die Gratwanderung zwischen dadaistischen Lyrics und musikalischer Totalkonfrontation.