Das Singen im Chor ist wieder en vogue – es gilt als Antidot gegen Vereinzelung. Kurzum: Es macht glücklich. Gleiches könnte auch für das Musizieren im Orchester oder einer Bigband gelten – und doch eilt solchen Ensembles ein angestaubtes Image voraus. Dabei gibt es gerade in dieser Stadt diverse Gegenbeispiele, die für einen avancierten bis avantgardistischen Sound stehen: vom Andromeda Mega Express Orchestra bis zum Splitterorchester.
Dem Spirit einer Bigband am nächsten kommt das Ensemble Magnetic Ghost Orchestra um Moritz Sembritzki. Mit Holding On To Wonder ist der Band ein Album gelungen, das – getreu dem Titel – zum Staunen auffordert.
Die Songs irrlichtern aufs Vergnüglichste zwischen sprödem Gegenwartsjazz und verspielter Indietronic, während sich schroffe Kratzigkeit an schwelgerischem Soul à la Minnie Riperton reibt. Trotz der fast musicalhaften Anmutung des Sounds hat das Ensemble eine doppelbödige Wundertüte gepackt, in der reichlich Unerwartetes steckt. Schließlich geht es in den Songs darum, unterschiedliche, oft widerstreitende Gefühlslagen zu illustrieren.
Die Rahmenhandlung, von der Librettistin Alexia Penigüe in einen gesungenen Text verwandelt, erzählt vom Austausch zwischen einer jungen Schriftstellerin und einer älteren Malerin – und den Freuden und Fallstricken, die mit kreativer Arbeit einhergehen: Wie man seinen »Sweet Spot« findet. Aber auch, wie man mit Neid umgeht.

Holding On To Wonder