Review

Micatone

Wish I Was Here

Sonar Kollektiv • 2012

Ganze sieben Jahre ist es her, dass Micatone ihr letztes Album veröffentlichten. Da ist allein das Release eines neuen Album nach so langer Zeit schon eine Meldung wert. Damals waren die einstigen Nu-Jazzer mit einigen Anderen Aushängeschilder einer ebensolchen Bewegung, die um die Jahrtausendwende ihren Höhepunkt fand. Jazzanovas Sonar Kollektiv war hierbei federführend, holte immer wieder neue Bands aus dem Köcher, die immer genau den Nerv der Zeit trafen; auch dann, als die ganz große Welle vorübergezogen war. Und auch beim Release des neuen Albums »Wish I Was Here« ist Sonar Kollektiv wieder mit von der Partie. Vom Sound her könnte diese Platte aber durchaus auch beim US-Label Quarterstick herausgekommen sein. Auf diesem veröffentlicht seit Jahren die Americana/Alt-Country-Band Calexico, deren Mitglied Martin Wenk scheinbar gewichtigen Einfluss auf den Sound von Micatone gehabt hat. Wenk wurde für »Wish I Was Here« als Mitmusiker verpflichtet, und hinfort ist plötzlich die elektronische Verspieltheit von einst. Mit dem wie eh und je jazzigen Gesang von Lisa Bassenge klingt der neue Sound allerdings mitunter wie eine Mischung aus Charts-Jazz à la Caro Emerald und eben Calexico. Glücklicherweise holt zumindest beim Opener »Handbrake« der hochkarätige Stargast des Albums, Tindersticks-Sänger Stuart A. Staples, mit einer selbst gesungenen Zeile ganz locker die Karre aus dem vermeintlichen Dreck. Das Erstaunliche hierbei: mit diesem Sound geht es weiter, und was man zunächst noch kritisch beäugte, wird nach einer Weile immer hörenswerter. Das liegt zum einen daran, dass Micatone einfach hervorragende Musiker sind, die scheinbar mit jeder musikalischen Spielrichtung fertig werden können, zum anderen, dass es auch einfach gute Songs sind. So twangt, surft, und eben jazzt sich die Band souverän durch musikalisches Neuland, und vermeldet gekonnt seine Rückkehr auf der Musikbühne – auch wenn man die alten Songs vielleicht noch immer lieber hört.