Review

Michal Turtle & Suso Saiz

Static Journey

Planisphere • 2021

Musik lässt sich in der Regel recht unterschiedlich erleben. Doch fast immer hat das, was sie mit einem anstellt, mit Bewegung zu tun, was sich auch, romantisch gesprochen, als Reisen bezeichnen ließe: zu Stationen der eigenen Vergangenheit, in die unbekannte Zukunft oder an Orte, die zwar durchaus gegenwärtig sind, aber dennoch irreal, da allein Produkte der spontanen Fantasie. Innere Reisen dieser Art haben sich der britische, in der Schweiz wohnhafte Produzent und Schlagzeuger Michal Turtle und der spanische Gitarrist Suso Saiz für ihr Album »Static Journeys« als Konzept gewählt. Sämtliche der sechs Nummern sind Orten gewidmet, die Namen tragen wie Buenovintra, Hattalucia oder Inek und denen allen gemein ist, dass sie auf keiner Landkarte zu finden sind, weil die beiden sie sich ausgedacht haben. Statisch sind die Reisen dorthin insofern, als sich Turtle und Saiz auf Drone-artige Liegetöne, schwebende Akkorde und dezent tribalistische Perkussion verständigt haben. Man muss bei dieser Musik aufpassen, nicht sofort „Fourth World“ zu rufen, doch haben Michal Turtle und Suso Saiz wie vor ihnen ihr US-amerikanischer Kollege Jon Hassell, ebenfalls eine virtuelle Form von ethnischer Musik geschaffen, die vertraut fremde Welten im Vokabular von Ambient entstehen lässt. Veränderung ist dabei Sache der Nuancen und geschieht ohnehin in erster Linie im Kopf. Fun fact am Rand: Wenn man den im dritten Titel genannten Namen Brendleton googlet, findet sich unter den ersten Einträgen ein Wikipedia-Artikel zum »Rendlesham Forest Incident«, bei dem es um mutmaßliche UFO-Sichtungen in Suffolk im Jahr 1980 geht.

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