Zwei Seiten derselben Medaille – dieses Grundprinzip der dialektischen Gegenüberstellung prägt auch Breach / Orchid Mantis auf dem renommierten Label Portraits GRM. Einst von Peter Rehberg (Edition MEGO) konzipiert, basieren die LPs des Labels bis heute auf Commissioned Works des Pariser Instituts Groupe de recherches musicales. Das Format ist dabei offen: Meist als Solo-LP gedacht, treffen regelmäßig musikalische Positionen in vinyliger Korrespondenz aufeinander.
Dass Olivia Block in dieser Reihe erscheint, überrascht nicht. Die US-amerikanische Multimedia- und Installationskünstlerin sowie Komponistin blickt auf ein Vierteljahrhundert im Feld avantgardistischer und experimenteller Sounderkundungen zurück. Blocks akusmatischer Ansatz, der immer wieder Field Recordings und elektroakustische Soundsynthese verbindet, wird in dem zirpenden »Breach« in Reinform präsentiert.
Michelle Helene Mackenzie und Stefan Maier hätte man auf dieser Plattform hingegen weniger erwartet, sind die beiden kanadischen Musiker:innen bislang doch kaum prominent in Erscheinung getreten. Ihre Orchideen-Gottesanbeterin »Orchid Mantis«, inspiriert von einer taiwanesischen Lost City, passt jedoch so vortrefflich aufs Label und zu Blocks Arbeit, dass kein Zweifel bleibt: Diese Flip-LP zeigt tatsächlich zwei Seiten derselben Medaille.