Review

Miles Davis

Rubberband

Rhino • 2019

Während der Hochadel der Jazzkritik »Rubberband« bereits als Sekundärwerk einordnet, kann sich der Rest der Welt freuen. Natürlich ist dieses wiederentdeckte Album von Miles Davis keine Revolution, kein Aufbruch. Eher Fingerübung, Skizze, Ansatz. Miles Davis verabschiedete sich 1985 nach 30 Jahren der Zusammenarbeit von Columbia Records Bei Warner suchte er dann einen anderen musikalischen Weg. In einer beeindruckenden Radikalität wendet er sich Soul und Funk als Einflüssen zu, spielt seine Trompete stets leicht neben der Spur in einer herrlichen Schiefheit. »Paradise« lockt mit karibischen Klängen, Davis‘ Instrument passt so gar nicht dazu, dass es eben doch wieder zusammenläuft. Die damaligen Experimente sind heutzutage längst Standard geworden. Wenn in »This Is It« ein paar Synthesizer so richtig nach Achtzigern klingen, lotet sich das eigene Verständnis für Jazz schon neu aus. Denn zum Glück besticht die Lockerheit von »Rubberband« in jeder Sekunde. Vor 32 Jahren starteten die Aufnahmen zu diesem Album, dass daraufhin in Vergessenheit geriet. Bis die damaligen Produzenten Randy Hall, Zane Giles und Vince Wilburn Jr. die Platte fertigstellten. Als Gastsängerinnen holten sie Ledisi und Lalah Hathaway mit ins Studio, um die Idee von damals fertigzustellen. Als großes Album von Miles Davis wird »Rubberband« sicherlich nicht eingehen. Aber es bleibt trotzdem eine gute Platte, auf der sich viele spannende Momente finden, in denen das Genie von Davis durchbricht. Alleine jeder Ton in »Give It Up« liegt so wunderbar passend zum Groove, dass es eine Freude ist. Es muss eben nicht immer die musikalische Revolution sein. Abseits davon war Miles Davis nämlich ebenfalls großartig.