Review

Miles Davis & Robert Glasper

Miles Ahead O.S.T.

Legacy • 2016

Schon die Pressefotos lassen schmunzeln: Miles im gut geschnittenen Anzug, Miles in rot-weiß-blauen Seidenhosen, Miles mit überdimensionaler Sonnenbrille und noch größerer Gürtelschnalle. Nur, dass es sich hier eben nicht um Miles Davis handelt, sondern um Don Cheadle. Der Schauspieler und Regisseur verkörpert den größten Trompeter aller Zeiten im Film »Miles Ahead«. Zusammen mit Pianist Robert Glasper hat Cheadle auch den Soundtrack produziert. Wie sensationell die musikalische Bandbreite von Miles Dewey Davis III war, und wie unfassbar das Talent seiner Mitstreiter, machen die 11 Original-Aufnahmen auf dieser 2LP mehr als deutlich. Das unsterbliche »So What« mit John Coltrane ist vertreten, ebenso das erhabene »Solea« unter der Anleitung von Gil Evans und der angespannte Post-Post-Bop »Frelon Brun« mit Chick Corea. Gleich zwei Songs stammen von den elektrischen »Jack Johnson«-Sessions aus dem Jahr 1970, mit einem lässig riffenden John McLaughlin. Dies alles sind Songs aus den Jahren für das Label Columbia, bei dem Miles Davis von 1956 bis 1981 unter Vertrag stand. Unschön, dass die Stücke aus Platzgründen beschnitten werden mussten, aber es gibt schließlich die Original-Alben. Außerdem sind vier neue, von Robert Glasper produzierte Songs enthalten, auf denen Trompeter Keyon Harrold Miles’ Sound gekonnt in das 21. Jahrhundert transferiert. Auf »What’s Wrong with That?« kommt gar eine All-Star-Truppe mit Herbie Hancock Wayne Shorter und Esperanza Spalding zum Zuge. Stärker noch ist allerdings »Gone 2015« mit Rapper Pharoahe Monch Eine famose Einführung in das Werk eines Giganten des Jazz, und obendrein einige feine neue Stücke im Miles-Spirit.