Review

Mioclono

Cluster I

Hivern Discs • 2023

Es ist nur konsequent, dass Mioclono auf Bandcamp unter Ihrem Debüt »Cluster I« keine Schlagwörter auftauchen lassen: Auf dem Debüt des Duos tummeln sich so ziemlich alle Einflüsse und Genres, die krautrock-infizierte elektronische Musik unterbekommt. Allerdings arbeiten John Talabot (ja, genau, der John Talabot) und sein Partner Velmondo nie im experimentellen Bereich des Unhörbaren. Es geht ihnen nicht um Dissonanzen, nicht ums Verscheuchen der Hörer. Vielmehr hantieren sie mit einem Sound, der rhythmusgetrieben zu weiten Reisen einlädt. Die elf Minuten von »Myoclonic Sequences« machen einen fantastischen Kosmos auf, »Fog and Fire« hingegen lässt ein Vocal-Sample über den dräuenden Rhythmus laufen, was wieder ganz irdisch unheimlich daherkommt.

Entsprechend zoomen die beiden Musiker mit ihrem Sound rein und raus, wobei aus eben dieser Bewegung der Reiz dieses Albums entsteht. Die Siebziger sind die Schablone, durch die Mioclono ihre eigenen Ideen stechen. Beats als Exzess, denen John Talabot und Velmondo alle Zeit der Welt geben. Denn die acht Tracks kommen auf knapp 80 Minuten Spielzeit. Wer sich also davontragen möchte, sollte »Cluster I« direkt unter Kopfhörern und mit viel Ruhe hören. Denn ein Stück wie »Disobedience« gehört zu dem Besten im Bereich der gegenwärtigen elektronischen Musik. Der Sog dieses Songs verschluckt ganze Welten, bevor »Retorn« fast ins Tanzbare geht (und an Kraftwerk erinnert). Wenn Musik eine Auszeit sein soll, ist das hier die Reise nach innen und außen in der effizientesten Art und Weise.