Review

Koraal

La Casa Del Volcan

Nous'klaer Audio • 2020

Wer schon mit dem Debüt-Album Bestwertungen von Guardian, XLR8R, Mixmag und Resident Advisor kassiert, darf sich auch mal acht Jahre Zeit für einen Nachfolger lassen. Insbesondere, wenn man wie Oriol Riverola aka John Talabot zwischenzeitig ein halbes Dutzend top notch Kollaboration und eine eigene NTS-Radiosendung an den Start bringt. Halbe Sachen sind zweifellos nicht das Ding des umtriebigen Katalanen, was sich auch auf dem jetzt bei den Rotterdamern von Nous’klaer veröffentlichten »La Casa del Volcán« abermals bestätigt. Unter dem Namen Koraal lässt er hier mit großem Stilgefühl die traumartigen Landschaften von Lanzarote vor dem inneren Auge gedeihen, in deren Zusammenhang seine Synthtexturen weniger Flächen als viel mehr Höhlen ausfüllen und reduzierte Drumpatterns die Luft zum Flirren bringen wie über schwarzem Vulkangestein. Vor genau einem Jahr produzierte Talabot alle neun Stücke während einer dreitägigen Session auf der Insel in genau der Reihenfolge, in der sie auf dem Album nun angeordnet sind. Das schlägt sich einerseits in der klanglichen Konsistenz nieder, paradoxerweise aber auch in einer ausgeprägten Variation des genutzten Sample-Repertoires. Egal ob man dem nun Etiketten wie Ambient Dub, Balearic Beat (hier wohl eher Canarian Beat) oder Tribal House aufklebt, egal ob die Vergleiche zu Black Merlin oder Rezzett Sinn machen oder nicht: Von der ersten bis zur letzten Sekunde atmet, duftet, schwitzt, pocht dieses Album und zeichnet John Talabot als einen über jeden Zweifel erhabenen Virtuosen naturalistisch inspirierter, elektronischer Musik aus.