Review

Mitski

The Land Is Inhospitable And So Are We

Dead Oceans • 2023

»The Land Is Inhospitable and So Are We« stretcht den Balladenbegriff auf knappe fünfunddreißig Minuten und Lana-Del-Ray’ed uns durch mehrere Zyklen der Trauer. Wenn Mitski Miyawaki sagt: »Ich wünschte, ich könnte all die Liebe, die ich habe, nach meinem Tod zurücklassen, damit ich all das Gute, all die gute Liebe, die ich geschaffen habe, auf andere Menschen ausstrahlen kann«, dann meint sie das wahrscheinlich auch so buchstäblich wie man das eben behaupten kann. Jede Wunde wird aufgerissen und gleich wieder zusammengeflickt, dazwischen streut Mitski ein bisschen Liebe drüber: So leidet man eindeutig besser! Während man sich von Song zu Song schaukelt, fliegt man im Indiehimmel über Folkwolken und landet schlussendlich dort, wo man schon mal war. Dabei weiß man nicht mehr, ob es der gleiche Song ist, den man grad zum vierten Mal loopt, oder man schon wieder am Ende angekommen ist: Mitski ist Phoebe Bridgers mit ein bisschen Bon-Iver-Abgrund, und dazu noch die perfekte Herzschmerztherapie. Wer sich am Ende bereichert von Miyawakis Strahlkraft fühlt, der hat die amerikanische Musikerin wohl richtig verstanden. Was mit den Ungläubigen passiert, das ist eine andere Sache. Aber vermutlich sind wir einfach »inhospitable« für ihr Land.