Review

MKS

Musical Keyboard System

STROOM 〰 • 2021

Manche Bandnamen schmeicheln sich unmittelbar bei einem ein, und sei es durch ihre ausgesuchte Beknacktheit. MKS als Akronym für Musical Keyboard System gehört definitiv dazu und provoziert spontan Fragen wie die, was denn umgekehrt ein unmusikalisches Keyboardsystem wohl zu bieten hätte. Das kurzlebige Projekt des Franzosen Nicolas Aubard hatte ein Programm, das mit dem ersten Titel der Platte, »The New Age of House« gut zusammengefasst ist. Irgendwo zwischen den stampfend programmierten Drumcomputern des New Beat und den ätherischen New Age-Melodien von Klängen digitaler Presets (Oboe, Panflöte!), war MKS ein seltsamer musikalischer Bastard, entstanden in den vier Wänden von Aubards Heimstudio. Die Begegnung Aubards mit dem DJ Emmanuel Prevost resultierte in der Veröffentlichung des Albums »New Synthetic World« im Jahr 1989, für das Prevost das Mastering übernahm. Danach war auch schon wieder Schluss mit dem System. Auf STROOM ist jetzt eine Auswahl mit der Hälfte der Stücke des Albums erschienen. Darunter so schöne Skurrilitäten wie das computerstimmendominierte »Twilight Zone«, die dissonant-zirkulären Synthesizerpattern darin schlagen eine Brücke vom martialischen EBM-Sound zu dem, was wenig später in der Clubmusik für größere Wellen sorgen sollte. Heute vor allem reizvoll durch die seit einiger Zeit wieder sehr beliebten artifiziellen digitalen Hinterlassenschaften aus der zweiten Hälfte der Achtziger. Und musikalisch war dieses System allemal.