Review

Mystic Am

Cardamom & Laudanum

Astral Industries • 2022

Wie konsistent Astral Industries das Cover-Artwork zum Trademark und visuellen Äquivalent der eigenen Labelkuration gemacht hat – das ist zumindest bemerkenswert und eigentlich seit den Heydays von Chain Reaction oder Warp Records auch so nicht mehr im Bereich elektronischer Musik vorgekommen. Mittlerweile im achten Jahr, steht das Londoner RC-Labor für überbordend psychedelische Abendatmosphären, die zwischen Ambient, Techno, Drone, Folk und Field Recordings im Laternenschein umherflirren und für gänzlich andere Zustände sorgen. Wenn sich also Gründer Ario Farahani mit niemand geringerem als Rod Modell aka Deepchord aka Waveform Transmission (etc.) verabredet, um über 75 Minuten hinweg allerfeinste Schamanenmusik aufzuschlagen, legen nicht nur Berger & Rätsch das Bubatz kurz zur Seite um tief durchzuatmen. Auf »Cardamom & Laudanum« erzeugen Mystic AM dementsprechend alles, was in einer gut besuchten Schwitzhütte nicht fehlen darf: Schweiß, Trance und Entrückung. Körperlichkeit und was auch immer du unter Traumzuständen verstehen willst, finden hier ihre auditive Entsprechung, weit weg von irgendeinem billigen New-Age-Kitsch. Im besten Sinne Weltmusik, spannen Tracks wie »Entering The Sublime« oder »Thus Spoke Zarathustra/The Djinn« den Bogen vom Orient zum Okzident und zurück, klingen meditativ und ominös zugleich. Sicher, wer das im Hintergrund laufen lässt, flutet den Raum mit netten Räucherstäbchen-Vibes. Wer sich aber Zeit nimmt und hier voll einsteigt, dem winkt tiefstes Kopfkino aus dem postmodernen Nirvana. Also: Vollbad einlassen, Lunte zünden und absaufen.