In der Leichtigkeit das Schwere. Dieser scheinbare Widerspruch lässt sich bei einer Reihe von Ambientkünstlern finden, in Rod Modells Musik hat er annäherungsweise eine ideale Form gefunden. Seine Texturen, die er auf »Ghost Lights« präsentiert, wirken dicht gewebt, doch nicht zäh, schweben in würdevoller Langsamkeit, für die man ein altes Wort wie »gravitas« benutzen könnte. In diesem Sinn gemessen ist die ständige Bewegung der Musik, die sich Schicht durch Schicht arbeitet, dabei die eine wie beim Häuten hinter sich lässt, während sie unaufhaltsam in die nächste hineinmanövriert. Ziemlich genau um die siebzehneinhalb Minuten dauert jedes der vier Stücke dieses Doppelalbums, innerhalb der Nummern gibt es stets eine ähnliche Entwicklung: hohe, sanft helle Töne, die einige Passagen dominieren, weichen vorübergehend diffus gedämpften Klängen – oder umgekehrt. Die »ghost lights« des Titels beschwören im Übrigen keinerlei esoterische Dinge, sondern sind optische Phänomene wie die Hessdalen-Lichter, die sich manchmal am norwegischen Nachthimmel bewegen und die von phantasievollen Beobachtern für Ufos gehalten wurden. Ähnlich mysteriös außerweltlich kann man Rod Modells Musik erleben. Angst macht sie keine. Eher spricht daraus etwas wie Trost, dem ein bisschen Wehmut beigemischt wurde.
Ghost Lights