Review

Ninos Du Brasil

Antro Pop

Hospital Productions • 2022

Auf ihrem vierten Album »Antro Pop« ballert das italienische Duo Ninos Du Brasil aus allen Rohren: Mit Perkussion und Beats rollt die Energie von Nicolò Fortuni und Nico Vascellari über diesen Sound hinweg. Ein Track wie »Chamada Chienenne« pumpt in etwas mehr als drei Minuten so stoisch vor sich hin, dass sich jeder Takt ins Stammhirn hämmert. Tribal, Industrial und Experimental geben die Richtung vor, doch Ninos Du Brasil verfangen sich dabei nie in Klangkunst. Alle neun Tracks bleiben höchst tanzbar. »Preto Preto« wischt mit seinem Bass mal eben die Schädelinnenseite durch, während es bereits in den Beinen zuckt. In »Chamas E Fumaca« erreicht der urbane Schamanismus seine volle Wirkung. In Trance steigert sich der Rhythmus bis in den Irrsinn. Ein paar Reste eines Textes taumeln durch den Hintergrund. Einzig in »Escuro Profundo« geht es mal etwas sphärischer zu, der Staub der zerschlagenen Konventionen steigt da auf, während alles in einem tiefen Blau versinkt. »Antro Pop« fühlt sich in jeder Sekunde wie eine spirituelle Erfahrung an. Wer hier nur wessen Teufel austreibt, wird nie ganz klar. Aber dieses Album reißt von der ersten Sekunde mit. Jeder Beat, jeder Takt wie ein Aufputschmittel für die Seele. Ein Schlag ins Gesicht, der für den Rest des eigenen Daseins motiviert. Nervös, flirrend, laut, abgedreht, irrsinnig. Oder einfach nur großartig.