Review

Ohm & Octal Industries

Northwest Passage

Lempuyang • 2023

Bjarnar Jónsson alias Ohm und Jónas Thor Gudmundsson, das verbliebene Mitglied des vormals als Duo aktiven Projekts Octal Industries, mussten wohl zwangsläufig zueinander finden. Island ist schließlich ein kleines Land und die Szene für den sehr spezifischen Dub-Techno-Sound der Insel eine noch kleinere. Kurz nachdem mit dem Label Thule ein zentraler Angelpunkt dieser kleinen Gemeinschaft Mitte der Zehnerjahre nach langer Funkstille reaktiviert wurde, fanden die beiden schließlich auch für erste Releases dort und anderswo zusammen. Mit der EP »Sedna« aus dem Jahr 2016 gaben sie den Startschuss für eine überaus produktive Dauerkollaboration ab. Vier gemeinsame EPs erschienen zuletzt allein zwischen den Jahren 2020 und 2022, jetzt folgt mit »Northwest Passage« das erste gemeinsame Album. Das unterscheidet sich in Gestaltung und Flow nur wenig von bisherigen Veröffentlichungen im Kurzformat, arrangiert den nah am Beat orientierten Dub Techno der beiden aber über acht Tracks hinweg als atmosphärische Verlaufskurve: Es beginnt mit Dancefloor-geneigter Euphorie und endet in wattiger Glückseligkeit. Konzentrierte Grooves und bleepige Untertöne, wabernde Hochglanz-Chords und synkopierte Hi-Hats dominieren die erste Schallplatte dieser Doppel-LP, die gut und gerne für den Clubgebrauch verwendet werden kann. Mit »Photokeratitis« werden die Rhythmen dann komplexer und verflochtener, mit »Anguta« lernen die Akkorde das Schweben. Auch die beiden Abschluss-Tracks nehmen sich Techno als Blaupause her, setzen aber auf Emotionalität statt Funktionalität: Wichtiger als die Kicks sind hier das, was drumherum passiert. Die Reise entlang der »Northwest Passage«, sie führt schlussendlich ins Innere.