Review

On Dead Waves

On Dead Waves

Mute • 2016

Polly Scattergood und James Chapman (besser bekannt als Maps) standen bei einem Event ihres Labels Mute 2011 das erste Mal gemeinsam auf der Bühne. Sofort war beiden klar, dass eine intensivere Zusammenarbeit äußerst reizvoll wäre. Im Februar 2014 besuchte Polly Scattergood dann endlich James Chapmans Studio auf dem Land und dort entstanden die Songs für das Debüt wie von selbst. Nach dieser nahezu menschenleeren Einöde klingt »Blue Inside« nun auch: gespenstisch (ohne gruselig zu sein), karg, heimelig und auf ätherische Weise zart. Das Duo braucht nicht viele Zutaten für diese beinahe morbide Stimmung: meist reicht eine verhallte Gitarre, eine Orgel und ein Gesangsduett. Die schauerliche Atmosphäre eines David-Lynch-Films, die oft im Zusammenhang mit On Dead Waves kolportiert wird, wird zwar auf »Blue Inside« zumindest in meinen Ohren nur selten erreicht, aber das Cineastisch-Visuelle der Songs ist überdeutlich. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass es zeitgleich zur Albumveröffentlichung auch eine Ausstellung gibt, die jeden der zehn Songs mit einem Bild verbindet. Das macht »On Dead Waves« nicht nur zu einem audio-visuellen Gesamtkunstwerk, sondern erhöht gleichzeitig den durch die digitalen Möglichkeiten etwas beliebig gewordenen Musikgenuss.