Ein bisschen so etwas wie das Bindeglied zwischen Frank Zappa’s »Jazz From Hell« und heutigen digitalen Wiederverwertern vom Schlage eines Oneohtrix Point Never, wenn man so will. Der Spanier Pedro Ruy-Blas ist in erster Linie Singer-Songwriter, war Sänger der Band Dolores und in seinem Land in diesen Eigenschaften durchaus populär. Diese Platte ist dafür fast vollständig instrumental und erkundet mit bevorzugt lateinamerikanischen Mitteln die Möglichkeit des elektronischen Jazz. Wo hierzulande und andernorts das Authentische, auch durch politische Vereinnahmungen, deutlich an Attraktivität und Überzeugungskraft eingebüßt hat, ist die ausgestellte Künstlichkeit von Pedro Ruy-Blas’ im eigenen Heimstudio in den 1980er und 1990er Jahren entstandener »Cyber Dolores« gerade zudem wieder aktuell. Und hat mit seinen höchst artifiziell produzierten, dafür aber mit umso feinerem Flow und überhaupt sehr differenzierter Rhythmik eingespielten Nummern nach wie vor einen großen Reiz. So ganz ohne Ironie lässt sich das wohl schwerlich goutieren, doch vielleicht ist das Zeitalter der Ironie ja noch nicht vollends vorüber. Die Perkussion jedenfalls kann sich hören lassen, ob vom Computer dargeboten oder handgemacht. Und überhaupt ist am Ende gar nicht so klar, was genau jetzt synthetisch und was doch von »echten« Menschen erzeugt ist.
Cyber Dolores