Review

Phantom Forth

The EEPP

Dark Entries • 2016

Wer hat eigentlich Robert Smith genau was ins Porridge gemischt, dass auf zwei vollpubertäre Post-Punk-Alben von The Cure nahtlos der Synthie-zerlaufener Nihilismus von »Seventeen Seconds«, »Faith« und »Pornography« folgte? Anti-Depressiva zumindest können es nicht gewesen sein. Und was eigentlich haben Phantom Forth damit zu tun? Das neuseeländische Trio bezog sich bei Gründung im Jahr 1981 zwar auf die Young Marble Giants, Wire und Cabaret Voltaire, ihre Musik aber könnte genauso gut der missing link zwischen The Cures Frühst- und Frühphasen sein. 1983 nahm Lorraine Steele mit Paul und Debbie Luker das Album »The EEPP« auf, welches über das legendäre Indie-Label Flying Nun erschien und nun von Dark Entries neu aufgelegt wird – dem Label, dessen Gründer übrigens The Cure auf ihrer aktuellen USA-Tour nachreiste. Darauf haben die drei MusikerInnen den Zeitgeist eingefangen, der Robert Smith und seiner Band in der Umbruchsphase vom Ende der siebziger hin zum Anfang der achtziger Jahre durch die Finger rutschte. Die um Demo-Aufnahmen aus dem Jahr 1982 erweiterte Neuveröffentlichung von »The EEPP« legt eine Mischung aus punkiger Trotzhaltung, post-punkigem Understatement und New Wave-Pathos an den Tag, welche Debbie Luker und Lorraine Steele mit verhooktem Wechselgesang in Pop-kompatible Bahnen lenken. Das Schöne an diesen weniger als 30 Minuten Musik ist ihre innere Vielseitigkeit. Schon der grandiose Opener »March« gleitet zwischen hymnischen Shoegazer-Sentiment und wütendem Gitarrengeschrubbe hin und her, »Double Negative« zieht mit dissoziativem Stimmengewirr und karger Instrumentierung das Thermometer herunter – und so weiter, und noch anders fort, immer ein bisschen anders und doch stringent einer Ästhetik des Wechselhaften verpflichtet. Eines der schönsten Reissues der Saison, nicht nur weil es eine kleine musikhistorische Lücke zu schließen scheint.