Review

Pinch & Shackleton

Pinch & Shackleton

Honest Jon's • 2011

Pinch und Shackleton sind zwei absolute Schwergewichte in den äußeren Randbezirken des Dubstep. Während ersterer 2007 auf Underwater Dancehall inspiriert vom Bristol-Sound seiner Heimatstadt düstere und melodiöse Hohlräume mit klarem Dancehall-Bezug kreierte, schaffte der andere auf dem Album Three EPs karge und abstrakte Klanglandschaften mit dubbiger Grundstruktur. Seither ließen neue Album-Veröffentlichungen der beiden auf sich warten. Doch wie aus dem nichts ist nun ihre Kollaboration unter dem sparsamen Titel Pinch & Shackleton ohne große Promotion bei Honest Jon’s erschienen. Anscheinend soll das bisherige Werk der beiden experimentierfreudigen Soundtüftler für sich selbst sprechen, suhlt sich doch auch das überaus unspektakuläre Covermotiv in einer Ereignislosigkeit, die selbst die »Neue Sachlichkeit« zu einer ästhetischen Erfahrung machen sollte. Die Zusammenarbeit beschränkt sich dabei jedoch nicht bloß auf eine Addition der verschiedenen Stilmerkmale, stattdessen erschaffen die beiden eine experimentelle und nicht unbedingt leicht zugängliche Klangästhetik, die neue Aspekte zu ihrem Schaffen hinzufügt. Nach wie vor ist es vor allem das klangliche Understatement, dass die Platte vom Rest der Masse im aktuellen elektronischen Bereich abhebt. In den abstrakten Klangkörpern treffen dumpfe Drums, metallische Snares und nahöstlich anmutende Melodien auf verrauschte Synthies und – mit Ausnahme von Selfish Greedy Life, das komplett von einem repetitiven, verfremdeten Sprachsample durchzogen ist – sehr reduziert eingesetzte Sprache und Gesang. Dadurch entsteht ein hallender Klangraum, in dem jedes Element scheinbar räumlich verortet ist, ein Umstand, auf den auch Track-Titel wie Rooms Within A Room verweisen. Durchzogen sind die Beat-Strukturen aber immer wieder von affektiven Sub-Bässen und zurückgenommenen Synthie-Melodien, wie bei Cracks In The Pleasuredome, der als Eröffnung der Platte drei Minuten lang auf einen ruhigen Höhepunkt hin aufbaut, die der Musik immerhin ein wenig Emotionalität zugestehen. Das Ganze gestaltet sich zwar insgesamt etwas anstrengend, treibt die Bassmusik aber wieder in eine raue und reflexive Richtung, die ihr durch die tanzorientierten Kreuzungen mit House, Techno oder massentauglichen Pop-Elementen ein wenig abhanden gekommen zu sein scheint.