Review

Tunes Of Negation

Like The Stars Forever And Ever

Cosmo Rhythmatic • 2020

Kein Ende in Sicht. Eher im Gegenteil: Sam Shackletons Tunes Of Negation ebnen fernab aller Konventionen hoffentlich gerade erst die Bahnen ein, durch die in Zukunft weitere auditive Trips rauschen werden. Letztes Jahr gelang das mit dem Debüt »Reach The Endless Sea« bereits auf unvergleichliche Weise. Jetzt trommelt der Nachfolger zum seelischen Himmelsflug und lässt kaum Zweifel, dass hier zwischen Perkussionist Takumi Motokawa, Vibraphonist Raphael Meinhart, Alleskönnerin Heather Leigh und Projektkopf Shackleton eine wichtige Kollaboration zu wachsen beginnt. Wirre Drumpatterns und Verästelungen von Geräusch und Harmonie beschwören auf »Like the Stars Forever and Ever« Hypnosezustände, die flüssig zwischen Introspektion und Prophetie wechseln. Vielleicht deutet das keinen naiv-geradlinigen Fortschritt an, vielleicht sind nach den drohenden Verwerfungen nicht mehr als rudimentäre Reste unserer zeitgenössischen Kultur übrig. Das Rest-Futuristische und das Tribale treffen dann wieder aufeinander, wenn »Mountains And Waterfalls« oder »Naked Shall I Return« ins Ohr surren. Aufbrausende Akkordfolgen staffeln sich dichter und dichter hintereinander, zig Melodien verzwirbeln zu einem Strang entrückter Traumbilder, Effektakzente sind mal Prog-Elektronik, dann wieder synthetisierte Post-Weltmusik. Unser Planet ist damit aber nicht gemeint: Diese Musik dehnt sich wie im Mahlstrom »Impermanence / Rebirth« jenseits des Irdischen aus. Vordergründig mit rhythmischer Dynamik, dann aber auch durch ein wabernd fortentwickeltes Spektrum an Klängen, durch die Annäherungen surrealer Melodien, die vor ihrer vollen Ausformulierung wieder in den Äther diffundieren, um abermals anderen Ideen Platz zu machen. Tunes Of Negation erspüren und bebildern deswegen bereits kommende Realitäten, weil ihre musikalische Vision schlichtweg nichts mit unserer Gegenwart zu tun hat.

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