Review

RAMZi

Multiquest Niveau 1: Camouflé

Fati • 2019

RAMZi gehört zu einer Generation von Produzent*innen, die alte Fourth-World-Konzepte neu für den Dancefloor zurechtzimmern. Das geht nicht immer gut, wie sich zuletzt an ihrem gemeinsamen Projekt mit Francis Latreille, JJumanjí, zeigte: Nach Protesten wegen angeblicher kultureller Aneignung wurde die Veröffentlichung der LP im Februar dieses Jahres abgesagt. Keine Fourth World ohne Fourth World Problems. Ein Dreivierteljahr später wurde »Jumanjí« mittlerweile in bereinigter Form veröffentlicht und Phoebé Guillemot legt ihr jährliches Solo-Album vor. »Multiquest Niveau 1: Camouflé« ist ein Album aus elf verschiedenen »Quests«, die stilistisch noch etwas breiter aufgestellt sind und im Kern aber dieselben exotistischen Klangfantasien wie die Vorgängerplatten bedienen. Schon im Intro rödelt eine holzige Flöte los, das gemeinsame Stück mit (nicht: als) Jumanjí bringt Hackbrett-artige Sounds mit Acid zusammen, auf »Rubicon« flötet es wieder – und so weiter, und so fort. Das Übliche, in verschiedenen Tempi und unterschiedlichen Graden musikalischer Komplexität. Hinter der eigenartigen Ästhetitik des Projekts lebt die Musik von RAMZi von ihren Rhythmen und fällt mit der Qualität ihrer musikalischen Beigaben. Erstere sind auf »Camouflé« konventioneller als zuvor und orientieren sich weitgehend an der kanadischen House-Schule, in der Guillemot ihre ersten Schritte nahm. Zweitere wirken etwas liebloser als zuvor. Vielleicht, weil sie kein zweites Jumanjí-Debakel erleben will, womöglich aber eben nur, weil die Formel nach rund zehn RAMZi-Releases etwas aufgebraucht wirkt. Schön ist die Late-Night-Acid-Atmosphäre von »Balmi« beispielsweise genau deshalb, weil sich die Spielerei mit Signifikanten anderer Orte und Kulturen auf ein Minimum begrenzen. Vielleicht wäre es gar nicht verkehrt, in Zukunft noch weiter Richtung Dancefloor zu schielen.


In einer früheren Version der Review stand irrtümlich geschrieben, dass die Veröffentlichung der Jumanji-LP aufgrund des Samples der indischen Nationalhymne im Stück »Halchaloo« gedroppt werden musste. Es ging dabei allerdings nicht um den genannten Track, sondern um den Track »Houti Kingdom«. In einem Beitrag von Resident Advisor der die Stimmen, die zur Absage des Releases führten, zusammenfasst, ging hervor, dass die Kritik an der kulturellen Aneignung, insbesondere auch die Kritik an der Verwendung der indischen Nationalhymne, ausschlaggebend war. Wir hatten diese Argumentation zunächst ungeprüft übernommen.

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