Review

Ryley Walker

Course In Fable

Husky Pants • 2021

Von den Psych-Folk-Anfängen des Debüts »Primrose Green« über das gänzlich unironische Dave-Matthews-Band-Coveralbum »The Lillywhite Sessions« zum neuen Progressive-Postrock-Werk »Course In Fable« – Ryley Walkers musikalische Ausrichtung ist im ständigen Fluss. Mit der Hilfe von Tortoise-Mastermind John McEntire und einer enorm gut eingespielten Backing-Band präsentiert der Chicagoer Gitarrist und Songwriter nun ein herausforderndes, verspieltes und erstaunlich optimistisches Album. Nach überstandener Drogensucht und einem gescheiterten Selbstmordversuch verarbeitet der 31-jährige Walker auf den sieben, teils ausufernden Songs die Fehler der Vergangenheit, was er im Refrain von »Rang Dizzy« zusammenfasst: »I am wise, I am so fried / Rang dizzy inside, fuck me, I’m alive«. So nonchalant und unheroisch kann man also über das Niederringen der eigenen Dämonen singen… Dazu gibt es komplexe Gitarrenmelodien in Arpeggios und Fingerpicking-Figuren, virtuose Basslines und überraschende Wendungen, gegossen in vertrackte Songstrukturen. Ryiley Walker weiß, dass er ein deutlich besserer Gitarrist als Sänger ist, und so spielt er seine Stärken vor allem in langen Instrumental-Parts aus. Trotzdem wird auf »Course In Fable« kein angeberisches Muckertum zelebriert, sondern auf leisen Sohlen, mit feinem Witz und Understatement aus persönlichen Erfahrungen fundamentale Wahrheiten über die Welt herausgeschält. Lebensweisheit und musikalische Meisterschaft kann man also auch schon mit Anfang 30 erlangen.