Review

Sam Wilkes

Wilkes

Leaving • 2019

Bescheidenheit gilt gemeinhin als Kann-Option. Als etwas, das irgendwie gut aussieht, aber nicht unbedingt sein muss. Fast wie eine Schwäche. Sie kann allerdings auch extremes Selbstbewusstsein ausdrücken. Beim in Los Angeles tätigen Jazzbassisten [Sam Wilkes](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/5909/sam-wilkes,) der sein Solodebüt schlicht »Wilkes« genannt hat, ist diese Bescheidenheit im eigenen Auftreten fast schon schreiend exzessiv. Was man auf seiner Platte am wenigsten markant hört, ist nämlich sein Instrument. Saxofon, Schlagzeug, Synthesizer mit Ambient-Einschlag dominieren die sechs Nummern. Alles sehr in sich ruhende, offen treibende Angelegenheiten, bei denen man den Bass häufig nur erraten kann. Virtuose Soli hat er sich ganz entschieden verkniffen. Wobei Sam Wilkes eben auch nicht bloß Bass spielt, sondern in den meisten Stücken ebenso die Keyboards beisteuert und damit das tragende Gerüst dieser Arrangements bildet, zu denen Sam Gendels Saxophon, des weiteren Gitarre und Perkussion hinzukommen. Wilkes tritt damit einerseits hinter sein eigenes Werk zurück, ist andererseits darin zugleich allgegenwärtig. Um ganz dick aufzutragen, wird Wilkes auf diese Weise fast zu so etwas wie Gott im Sinne des Philosophen Baruch Spinoza, will sagen, zur Substanz seiner Musik, die sich dann aus unendlich vielen Attributen zusammensetzt. Doch gar nicht mal so bescheiden.

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Sam Wilkes
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