Review

Sarah Davachi

Two Sisters

Late Music • 2022

Wie eine Gewichtsdecke drückt das zehnte Album »Two Sisters« von Sarah Davachi seine Hörer nach unten. Die kanadische Soundkünstlerin fährt für die neun Stücke allerlei an Orgeln, Streichern, Chor und Drones auf – nur lässt sich dies meist als Nuance wahrnehmen. »Hall Of Mirrors« eröffnet mit dem drittgrößten Glockenspiel der Welt, was sich wie der Schlag eines melodischen Kirchturms in einer kalten Nacht anhört. Wobei die Melodie sich auf ein Kammerspiel von über sechs Minuten ausdehnt. Die einzelnen Töne stehen lange für sich und das passiert auf diesem Album noch an vielen anderen Stellen: In »En Bas Tu Vois« transformieren sich Blasinstrumente in Stimmen und umgekehrt, und »Harmonies in Bronze« gibt den wunderschönen Sound zur Beerdigung der Musik schlechthin. Alles minimalistisch, aber trotzdem stets im Wandel. Davachi hat dies mit Theorien zu Komposition, Intonation und Harmonien aufgeladen, doch »Two Sisters« entfaltet sich ohne jeglichen Überbau. Wer einfach nur hinhört, wie sich die Töne verändern, wie sich Strukturen bewegen, kann in diesem Sound einen gemütlichen Unterschlupf finden. Wie stets bei Sarah Davachi gilt: Hinlegen und ihre Musik wie das Vergehen von Tag und Nacht über sich hinwegziehen lassen. Es fühlt sich schwer an, doch nach ein paar Momenten ist es ein herrlicher Zustand in der Sound gewordenen Unendlichkeit.