Review

Sharon Jones & The Dap Kings

100 Days 100 Nights

Daptone • 2007

Als Unterstützung für Amy Winehouse und Mark Ronson zu kommerziellem Ruhm gelangt, kommen die Dap-Kings aus Brooklyn erneut mit ihrer ursprünglichen Frontfrau hinter der Ladentheke hervor und bringen den Funk zurück. Sharon Jones, die Queen of Daptone und ehemalige Gefängniswärterin, reiht sich nahtlos in die Reihe ihrer großen Vorbilder James Brown, Mahalia Jackson und The Meters ein. Schmerz, Melancholie, Liebe. Alles schwingt in ihrer starken, durchdringenden Stimme mit. Wem die Winehouse zu oft Bekanntschaft mit den Cops macht, auf der Bühne zu sehr schwankt, wem die glasige Augen, ihr Nuscheln, ihre Obszönitäten nicht passen: Sharon Jones könnte eine Alternative sein. Band und Vokalistin schaffen es mit »100 Days, 100 Nights« eng an den Wurzeln der 1960er/1970er Jahre zu bleiben, ohne Staub anzusetzen und rückwärtsgewandt zu wirken. Kein Neo-Soul-Gedöns also. Ein verdammtes Kunststück/Kunstwerk ohne Ausfälle und Ausbrüche. Keiner der zehn Tracks kann über den anderen gestellt werden. Alles wirkt in sich geschlossen, so vielschichtig und bunt wie ein Blätterberg im Herbst. Rund wie Fabian Hambüchen am Reck und Diego am Ball. Gitarrist Binky Griptite drückt es treffend aus: keine »virtual music…something that really happened«.