Review

The James Hunter Six

Nick Of Time

Daptone • 2020

»Wenn schon vintage, dann richtig!«, scheint von jeher die Devise von James Hunter zu sein. Auch auf dem vierten Album mit James Hunter Six nimmt er die Hörer mit auf eine Zeitreise zu den Anfängen von Soul und R‘n‘B. Zurück in die Zeiten von Motown und Stax. Dicke Bläsersätze und variable Grooves, Backup-Harmoniegesang, Rhodes-Pianos und Hunters markantes wie vielseitiges Crooning, von beherzten Kreischen bis zur zuckersüßen Kopfstimme, formen die mal energiegeladenen, mal einfühlsamen und im besten Sinne zeitlosen Songs. Wer so souverän mit all diesen Elementen hantiert, kann auch mal den Vibe von »Take Five«, dem Jazz-Standard schlechthin, imitieren (»Till I Hear It From You«), wie in »I Can Change Your Mind« mit Bossa-Nova-Rhythmen hantieren oder mit »Paradise For One« im Lounge-Jazz plündern. Ähnlich wie James Hunters Sound merkt man auch seinen Texten über universelle Themen wie Lieben, Verlassen werden und das Lebensglück im Allgemeinen mit keiner Silbe an, dass sie aus dem 21. Jahrhundert stammen. Diese Retromanie, die bei Kollegen von Black Pumas bis Nick Waterhouse mitunter schal aufstößt, nimmt man James Hunter Six aber nicht krumm, wenn das Resultat so voller Spielwitz, Herzblut und, ja, Ehrlichkeit steckt. Und mit James Brown verglichen zu werden, ist ja auch nicht das Allerschlechteste.