»It’s never sunny anyway« ist nicht nur der Kernsatz des Openers von Sóley Stefánsdóttirs zweitem Soloalbum. Vielmehr beschreibt er auch grundsätzlich gut die melancholische und dunkle Stimmung, die die isländische Musikerin durchgehend auf »Ask The Deep« verbreitet. Mit weicher, ätherischer und vermeintlich unschuldiger Mädchenstimme singt sie persönliche und ziemlich finstere Texte über den Kampf gegen ihre »inneren Teufel«, einäugige Hexen, einen lebendig begrabenen Mann und kindliche Albträume über Geisterschiffe, aus denen es kein Entrinnen gibt. Auch musikalisch erschafft Sóley dazu unheimliche und traumartige Märchen-Klangwelten mit schwelgerischen Synthesizer-Flächen, militärischer Snare-Drum, sakral anmutenden Orgelbegleitungen, beklommen dumpfen Herzschlag-Kicks, verspielt klöppelnden Percussions und Kirmesorgeln im Sturm. Beschränkte sich die Instrumentierung ihres Erstlings »We Sink« von 2011 noch äußerst minimalistisch auf das Klavier, geben sich die neuen Arrangements wesentlich opulenter und elektronischer. Ihre surreal verschachtelte und Sepia getönte Nachtmusik klingt dadurch zwar verschachtelter, vertrackter und abgründiger, hat aber auch immer einen traumhaft schwebenden Pop-Appeal.
Ask The Deep