Review

Nathan Salsburg

Landwerk No.3

No Quarter • 2023

Der Ohio River entspringt in Pittsburgh, Pennsylvania, und fließt über 1.500 Kilometer, bis er in Cairo, Illinois, in den Mississippi mündet, nachdem er sechs Bundesstaaten durchquert hat. Wenn er Louisville in Kentucky passiert, muss sein Wasser besonders gut sein. Zumindest, wenn es um Gitarrenmusik geht. Nathan Salsburg stammt aus Louisville, Kentucky. Wenn man das hört, versteht man es sofort. Es ist die klarste Sache der Welt. David Pajo (Papa M), Brian McMahan (Slint) Jason Noble (Rodan), David Grubbs (Bastro) und Will Oldham (Bonnie »Prince« Billie) kommen von hier. Mit letzterem hat Nathan Salsburg gespielt, ebenso wie mit Jake Xerxes Fussell, einem anderen Musiker, der sich dem traditionellen Folk verschrieben hat. Salsburgs Folk ist weniger ursprünglich, eher modern und schräg. Er erinnert ein wenig an den Briten Richard Youngs oder an die aus Texas stammenden Charalambides. Sein instrumentaler Folk ist wild ausufernd, zieht riesige Schleifen. Diese Musik geht sehr bedächtig vor, nie zu schnell, immer ein wenig auf Distanz. Für sechs Stücke braucht er mehr als eine Stunde. Alles fließt beständig. So wie man stundenlang aufs Wasser schauen kann, ohne dass es langweilig wird, so wird auch »Landwerk No.3« nicht eintönig. »Ohio« heißt in der Sprache der Irokesen »guter Fluss«. Und so ist es.