Christian Schoppik, eine Hälfte des Würzburger Dark-Folk-Duos Brannten Schnüre, legt hier nach dem titellosen Debüt und »Die Mariengrotte Als Trinkwasseraufbereitungsanlage« sein drittes Solo-Album innerhalb von zwei Jahren vor. Inspiriert von einem vergessenen Tal zwischen fränkischen Weinbergen, watet er mit »Ertrunken Im Seichtesten Gewässer« durch eine verwunschene Klanglandschaft, vorbei an »Molch, Pfütze, Schilf und Stein« auf der A-Seite, und »Knochen, Mond, Buchstabe und Tropfen« auf der B-Seite.
Wie schon auf den Vorgängeralben wurden auch hier wieder Samples aus Schoppiks Archiv montiert, die Patina der Aufnahmen orchestraler Sätze, von Orgelpfeifen, Chören, Streichern, field recordings knuspert, man hört den Staub, den ein romantisches Thema oder ein schüchternes Lachen angesetzt haben. Reduzierter sind die Samples aus Heimatfilmen, dafür stehen traumtänzelnde bis wehmütige Texturen im Vordergrund. Auf der A-Seite zuckt ein verschnittenes Akkordeon, ein verstrahltes Filmorchester ist hingegen verzückt, darüber aber kreiselt wirr eine einzelne Violine in höchsten Tönen, und erst in diesem Zusammenspiel entsteht die verschrobene Vignette eines märchenhaften Nachmittags. Wenn dann noch Kuhglocken und Harfen im Wechsel klimpern, jemand ein possierliches Schlaflied aufsagt, und Streicher sich gemächlich in den Äther schrauben, fällt es nicht schwer, sich in die filigrane Sphäre eines Halbschlafs zu denken, der allerdings auf »Knochen, Mond, Buchstabe und Tropfen« eine ernstere Note bekommt. Ungleich suggestiver geht es hier zu, eine bisweilen düstere Klangkulisse zieht auf. So klingt vielleicht die Wehmut im Blick auf einen umwucherten Teich am Grund einer entlegenen fränkischen Mulde und zugleich ein vages Erinnern an den kindlichen Blick, der sich einst freudig darin vergaß. Doch »Ertrunken im Seichtesten Gewässer« ist auch ein Testament jener Landschaft, die, wie die Erinnerung an sie, schwindet.
Ertrunken Im Seichtesten Gewässer