Erinnert sich noch jemand an »Murder On The Dancefloor«? 2001, anybody? Oder ist das im Post-9/11-Trauma verglüht? Richtig, ja, genau, das war Sophie Ellis-Bextor. Seitdem hat die 34-jährige eine Menge im Pop-Geschäft erlebt und ihre globale Erfolgsgeschichte selbst als dreifache Mutter eindrucksvoll zementiert. Das neue Album nun platziert sie als reife Singer-Songwriterin. Soweit zumindest die Mythenschreibung. Genau genommen, ist seit ihrem Debütalbum »Read My Lips« 2001 nicht viel passiert. Drei weitere Alben, von denen nur das 2007er »Trip The Light Fantastic« ein kleines Zwischenhoch brachte. Zusammen mit dem Singer-Songwriter Ed Harcourt reanimiert sie nun auf »Wanderlust« den müffelnden Korpus des 1990er Popradios. Also nichts mit der Wanderlust, wie sie einst Björk beschrieb. Kein Verlassen der Komfortzone. Eher gediegene Spaziergänge durch die Rhön, auf markierten und asphaltierten Wanderwegen, mit Wegweisern alle fünfzig Meter. Schön in-vitro gezüchtete Popsongs, für die Ellis-Bextor eigentlich den passenden Veröffentlichungszeitpunkt überschritten hat. »Wanderlust« hätte so gut in das Vorweihnachtsgeschäft gepasst, gleich neben Robbie Williams‘ x-tem Swingalbum. Dass uns Ellis-Bextor in ihrem Vorabvideo »Young Blood« dann auch noch als einsame Schmachterin mit lolitahaftem Lana Del Rey-Touch präsentiert, passt ins Gesamtbild. Die unnahbare Schöne mit der Retorten-Popmusik, in die sie hinein haucht und unnötige Vibratos trällert. Das ist mindestens so langweilig wie Carla Bruni. Eigentlich schade, denn ihre Lyrics hätten besseres verdient. Songs, die über das übliche Liebesgesäusel hinweggehen und poetisch-introspektive Geschichten erzählen. Vielleicht hätte Sophie Ellis-Bextor einfach mal ihre Strategie der frühen Tagen verfolgen und einen wirklich guten Produzenten finde sollen.

Wanderlust