Track 1 beginnt mit einer zarten Folk-Elfen-Stimme vor atmosphärischen Field-Recordings: »Hey Mami, I know what you like, Mami.« Diese wird gedoppelt und mit langsamen Klatschen unterstützt und dann – dann setzt statt einer Akustikgitarre ein eckiger Beat ein und eine richtig dreckige Post-Dubstep-Bassline bläst den letzten hippiesken Patschuli-Hauch weg. Die Überraschung ist gelungen! Und diesen Stil-Clash aus folkigen Gesangslinien und am ehesten an Jamie XX oder TNGHT erinnernde Beatuntermalung setzen Amelia Meath vom Acapella-Folk-Act Mountain Man und Nick Sanborn alias Made Of Oak das ganze Album über konsequent um. Das Ergebnis klingt dann abwechselnd nach Tune-Yards, Dirty Projectors oder auch an Justine Elektra, gerade was Energie und stimmlichen Ausdruck anbelangt. Die scharfkantige, unterkühlte Produktion Sanborns lässt viele Pausen und Lücken, wirkt skizzenhaft und stellenweise gar etwas unfertig, nur selten geht es geordnet, ruhig und harmonisch zu. Natürlich kann dieses Kollidieren von sanfter Frauenstimme und kalter Elektronik nicht ein ganzes Album über immer wieder aufs Neue schocken. Aber zu einem »One-Trick-Pony« verkommt Sylvan Esso dennoch nicht. Das wird durch das ideenreiche, variable Zusammenspiel, die gute Abstimmung von Stimmeinsatz und musikalischer Untermalung verhindert.

Sylvan Esso