Review

Tenderlonious

On Flute

22a • 2016

Die Flöte ist ein völlig unterschätztes Instrument. Sie ward spätestens seit den Zeiten Jethro Tulls nicht mehr so recht in den Regalen der sogenannten Populärmusik gesehen. Tenderlonious hat sein Faible für Blasinstrumente erst spät entdeckt. Nachdem er zunächst versuchte, sich als House-DJ und mit eigener Rap-Crew durchzuschlagen, fing er erst mit 23 Jahren an, Saxofon zu lernen und blieb später auf der Flöte hängen. Er traf auf Henry Wu und gründete eine WG mit Al Dobson Jr. und den drei Brüdern Mo Kolours Reginald Omas Mamode IV und Jeen Bassa. Mit allen teilte er die Liebe zu alten Soul- und Reggae-Platten und zur Beatbastelei. Flugs gründete er mit 22a ein Label, um den Output der Peckhamer Wohngemeinschaft an die Leute zu bringen. Der Kultstatus kam schnell, 22a-Platten gehen weg wie warme Semmeln. Die anderen Crewmitglieder brachten zuletzt vielbeachtete Debütalben heraus, zuletzt Reginald Omas Mamode seine selbstbetitelte 2LP. Zeit also für den Labelboss, nachzuziehen. »On Flute« ist zwar mehr EP als Album, doch mit einer knappen halben Stunde Spielzeit das bisher längste eigenständige Werk von Tenderlonious. Und das erste, auf dem die Flöte so einen großen Raum einnimmt. Das tut sie übrigens ganz grandios: Ob auf einem funky Afrobeat-Stück wie »Ghana«, dem an Samurai-Filme angelehnten »Oedo Bushi« oder über einem wobbly Schwurbelbeat à la Flying Lotus auf »Dale’s Corner«: Die Flöte passt, als würde sie schon immer zu solcher Musik dazugehören. Und wenn sie, wie bei »Autumn Leaves«, in acidhafter Verfremdung die Hauptrolle übernimmt, wünscht man sich nur noch mehr davon. Um mit der Platte einen zweiten Frühling für dieses unterschätzte Instrument einzuleiten, ist Südlondoner Beatbastelmucke wohl nicht breitenwirksam genug. Schön wär’s aber trotzdem.

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