Jonny Pierce hat es nicht leicht: Beziehung im Eimer und dazu noch die Band beinahe kaputt. Denn waren The Drums schon auf dem Vorgänger »Encyclopedia« bereits zum Duo geschrumpft, ist auf dem vierten Album nun nicht einmal mehr Jacob Graham mit dabei. Am Sound und auch an der thematischen Ausrichtung hat sich allerdings dadurch nicht viel geändert. Unglaublich eingängige, catchy Melodien, die in den Refrains ewig wiederholt werden, treffen auf unterkühlte New-Wave-Gitarren und -Bassläufe sowie meist flotte Beats aus alten Drum Mashines. Dazu macht sich Pierce eben »Abysmal Thoughts« – ein von Nietzsche entlehnter Begriff, der Gedanken beschreibt, die sich mit den absoluten Abgründen der menschlichen Natur und der Welt im Ganzen beschäftigen. Naja, das kennt man schon von den ersten drei Alben: Understatement, Ausgeglichenheit und Nuancen waren noch nie Sache von The Drums. Stattdessen Drama, Baby, und das nicht zu knapp: Liebe und Verlust, Schmerz, Depression und Katharsis, gegossen in weltumarmende Pop-Hooks, die sich wie die erste Single »Blood Under My Belt« auch bei Pierce selbst zu hartnäckigen Ohrwürmern auswachsen können. Trotzdem bleibt letztlich der Eindruck bestehen, dass Pierce seine persönlichen Befindlichkeiten dann doch etwas ernst nimmt, seine Gefühle zu bedeutungsschwanger herausstellt und gleichzeitig die kurzweiligen, eingängigen Songs mit zu viel oberflächlichen Zitaten, Anspielungen und Bezügen vollgestopft sind. Dadurch fehlt sowohl etwas an musikalischer Eigenständigkeit als auch an echtem Herzblut, aber The Drums’ emotionales Fast-Food kann – in Maßen genossen – durchaus munden.
Abysmal Thoughts