Review

The Exaltics

Exodus

Solar One Music • 2019

Wir müssen über das Electro-Revival sprechen. Oder genauer: Darüber, warum von einem Revival überhaupt gar keine Rede sein kann. Denn obwohl die Flut von Reissues aus dem Drexciya-Universum und junge Produzenten wie Delta Funktionen streng nach Hype riechen, dauert der doch zu lang an, um überhaupt noch als solcher gelten zu dürfen. Versuchen wir es also anders: Electro ist ein eigenständiges Genre, immer schon gewesen, mit einer sich ständig entwickelnden Geschichte. An deren Ende stehen The Exaltics gleichermaßen als Gatekeeper für neue Sounds und Verwahrer einer Tradition ein. »Exodus« folgt scheinbar nahtlos auf die LP »Das Heise Experiment 2« und versammelt nur drei Stücke, von denen eins kaum eine halbe Minute lang ist. Trotzdemm stellt die EP das bis dato wohl ambitionierteste und arbeitsintensivste Release von Robert Witschakowski dar: eine Picture Disk in Totenkopfform, das ultimative Fetischobjekt. Den Anfang machen sphärische Drones, verhaspeltes Flüstern, dann setzt ein wuchtiger Beat ein. »Exterminate« ist ein traditionsbewusster, funkiger Cut mit zitternden und zappeligen Synthies – ebenso aus der Zeit gefallen und aggressiv wie ein Dalek. Zugleich schwingt in String-ähnlichen Sounds eine schwer greifbare Wehmut durch diesen Track, die keinesfalls mit Nostalgie zu verwechseln ist. Dieser Banger prescht unbeirrbar auf die Zukunft zu, was sich auch von »I Want You« sagen lässt, der Kollaboration mit Electro-Überfunkfather Egyptian Lover Der spuckt die gewohnten Sleaze-Lyrics über den vergleichsweise reduzierten Beat, der sich unbedingt als B-Boy-Fly-Girl-Material für den nächsten Cypher-Besuch anbietet. So stehen Tradition und Innovation, Geschichte und Zukunft auf »Exodus« in komprimierter Form dicht beieinander. Don’t call it revival, Electro war bei den Exaltics niemals nicht lebendig.