Review

The National Jazz Trio of Scotland

Christmas Album

Karaoke Kalk • 2012

Reissue des Jahres 2023

Der schottische Multiinstrumentalist und autodidaktische Jazzer Bill Wells, der im vergangenen Jahr mit »Lemondale« und »Everything’s Getting Older« (zusammen mit Aidan Moffat) zwei, mal verstörende, mal preisgekrönte Alben veröffentlichte, mag Weihnachtsmusik nicht besonders. Wenn man ihn darauf anspricht, gibt er zwar zu, das es ein oder zwei Stücke gebe, die ihm gefielen, aber eigentlich irrelevant seien. Nun veröffentlicht er mit The National Jazz Trio of Scotland ein Weihnachtsalbum und sagt: »I made this mainly because there are so many that I don’t like!« Um seine Vision zu verwirklichen, Weihnachtssongs aufzunehmen, die auch er mag, hat der Schotte Mitglieder von Frànçois und The Atlas Mountains, den Golden Grrls und The One Ensemble zu sich ins Studio geholt, um sie für sich singen zu lassen. Mit »The National Jazz Trio Of Scotland’s Christmas Album« ist nun ein Album für nicht ganz so strikte Jazzaffine herausgekommen, die auch gern Popmusik hören. Umkomponierte Klassiker wie »Winter Wonderland«, »Oh Xmas Tree« (»O Tannenbaum«) oder »Jingle Bells« gewinnen bei Wells eine ungeahnte Tiefe, die man erst nach einigen Hördurchgängen entdeckt und ein ungeheuerliches Suchtpotential entwickeln: einerseits holt einen die textliche Struktur ab, doch konfrontiert mit den teilweise mysteriösen Tönen und seltsam düsteren Einwürfen will man sich erst einmal an die neuen Melodien gewöhnen. Dieses Album ist eine angenehme Überraschung, das will ein Weihnachtsalbum erstmal schaffen.

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