Review

Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra

Fuck Off Get Free We Pour Light on Everything

Constellation • 2014

Vielleicht ist es der letzte Rest Punk. Die letzten Trümmer des Blues. Die finale Idee von Musik, die Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra anstreben. Denn die Band um Efrim Menuck, Jessica Moss, Sophie Trudeau, Thierry Amar und David Payant liefert zuverlässig ihre großen Alben ab. Und auch auf ihrem siebten Album machen sie nichts anderes. Peilt ihre große Schwester Godspeed You! Black Emperor weiterhin die Weite und den Epos an, könnte » Fuck Off Get Free We Pour Light on Everything« gut und gerne aus dem Keller oder der Abstellkammer einer Philharmonie kommen. Denn diese Platte ist ein bisschen schmutziger als die frühen Alben, lauter, widerspenstiger. Alleine der Titeltrack hebt nach sechs, sieben Minuten ab, holt sich zu PostRock und Streichern noch eine bratzige Gitarre dazu, die gut und gerne auch bei Russian Circles durchlaufen könnte. Die weiblichen Stimmen zum Ende versöhnen ein wenig, doch das täuscht nicht darüber hinweg, dass dieses Album voller Wut steckt. Die Kanadier verbeißen sich darin aber nie. Neben der schieren Wucht stehen dann ruhige Momente wie in »Little Ones Run«, in denen sie die pure Schönheit der Dinge einfassen. Und »What We Loves Was Not Enough« zerreißt einen dann endgültig innerlich. PostRock, Klassik, Punk, Experimental, Drone, alles zur passenden Zeit, an der passenden Stelle. Die Stimme von Efrim Menuck ist weiterhin gewöhnungsbedürftig, aber es ist die ehrlichste und direkteste Art zu singen. Ungekünstelt, frei von dem Drang, irgendwem zu gefallen, und direkt aus dem Herzen. Zorn und Traurigkeit liegen oft nahe beieinander, doch es lässt sich gegen diese Emotionen wenig tun. Dieses Album ist politischer und weltumfassender als viele andere Werke, der Versuch eines großen Wurfs eben. (Alleine »Austerity Blues«!) Es sind die letzten Scherben, die Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra zusammenfegt und zusammensetzt. Die Dinge, die unausgesprochen blieben, der Verrat, das Schöne im Hässlichen, das Hässliche im Schönen. Eine Platte für den Geist und die Seele. Großartig bis in den letzten Ton.