Review

Trümmer

Interzone

Pias • 2016

Als »Interzone« bezeichnete der Beat-Poet William S. Burroughs in vielen seiner Werke einen diffusen, vernebelten Schwebezustand, einen verruchten Zwischenraum ohne Gesetze und Regeln und nur wenig Moral. Burroughs fand diesen Ort Mitte der 1950er Jahre im marokkanischen, damals aber europäisch verwalteten Tanger. Paul Pötsch, der Sänger von Trümmer sucht seine »Interzone« hingegen in der nächtlichen Großstadt. Ihren Postpunk hat die Hamburger Band für ihr zweites Album nach allen Seiten geöffnet, entsprechend poppig und zugänglich klingt die Mehrzahl der neuen Songs. Passend dazu formuliert Pötsch seine Texte klar und einfach – Zugänglichkeit und Verständlichkeit waren wohl die Ziele im Studio. Obwohl immer noch laute Gitarren vorkommen und Pötschs verrauchter Gesang schon mal in Schreien übergeht, sind die Songs einfach etwas zu gefällig, die Texte weniger politisch als auf dem Debüt. Mit diesem wurden Trümmer ja quasi über Nacht zur neuen Rock-Hoffnung und zu den Erben der Hamburger Schule ausgerufen. »Interzone« macht nun deutlich, dass sie nie in die Fußstapfen von Blumfeld & Co. treten wollten. Mit eckiger Musik und komplexen Inhalten erreicht man eben nur sehr selten ein Massenpublikum – und genau auf das haben es Trümmer scheinbar abgesehen. Das Ergebnis klingt dann wie eine weichgespülte Version von Ja, Panik mit weniger ambitionierten Texten. Der endzeitliche Hedonismus in der »Interzone« samt verzweifelter Sinnsuche mit willkommener Ablenkung und billigen Kicks kommt schlichtweg etwas zu kurz.