Valentina Magaletti spielt Schlagzeug; immerzu, in allen Lebenslagen, in sämtlichen Konstellationen. Ihr neuester Kollaborationspartner ist YPY, japanischer Producer und Teil der Band Goat. Gemeinsam haben sich die beiden der Region Kansai, in der sich Osaka und Kyoto befinden, angenähert. Das klingt so erwartbar wie gut. Die hektisch herbeigeführten Überraschungsmomente in Magalettis Drumming sind inzwischen zwar zur Routine geronnen, der Grad an Versiertheit, mit dem sie die Deutungshoheit über gesamte Tracks an sich reißt und das Schlagzeug auf ein neues Niveau der Emanzipation hievt, bleibt in der experimentellen elektronischen Musik aber unerreicht.
YPY braucht bei so viel Frontalunterricht gar nicht viel zu machen und tut das einzig Richtige: spärliche, aber sinnvolle Akzente zu setzen, die ergänzen, nicht bestimmen. Beispielsweise aufgewecktes Kindergeschrei, das besonders beim Konsum mit Kopfhörern irritiert, oder jazzige Synth-Akkorde in »Her Own Reflection«. Ansonsten beschränkt sich Koshiro Hino weitestgehend auf noisige Ornamente, die die gehetzte Atmosphäre, die vertonte Dringlichkeit japanischer Metropolen befeuern. Wirklich fundamental trägt seine spröde Elektronik nur im »Interlude For Fog Days«, während dem Magaletti sich an all ihren Perkussionsobjekten abreagiert. Kansai Bruises ist ein Album, auf dem die Kompetenzen klar verteilt sind. Was nicht heißen soll, dass sein Klangbild aufgeräumt wäre. Ohne das überstrapazierte Bild einer Tour de Force bemühen zu wollen, spulen die acht Tracks ein chaotisches Programm ab, schlagen Haken, die dem Konzept angemessen Rechnung tragen.

Kansai Bruises