Review

Valentina Magaletti

A Queer Anthology Of Drum

bié • 2022

Im ersten Pandemiejahr startete das Londoner Café Oto ein Digital-Label, dessen Einnahmen gleichermaßen dem zentralen Umschlagpunkt für abenteuerliche Musik aus der britischen Hauptstadt und dem Rest der Welt wie auch den beteiligten Künstler:innen zugutekam. Auch Valentina Magaletti trug Ende 2020 ein Release zu Takuroku bei. Obwohl die Schlagzeugerin als Mitglied von unter anderem Tomaga, Holy Tongue, Vanishing Twin sowie, seit Kurzem, Moin in den vorangegangenen Jahren alles andere als untätig gewesen war, handelte es sich bei »A Queer Anthology of Drum« doch um eine Besonderheit: So gesehen war es Magalettis erste Solo-Veröffentlichung. Die forcierte Selbstisolation der ersten Pandemiemonate hatte also doch etwas Gutes, zumindest in diesem Fall. Nun legt das chinesische Label bié das Album auf Schallplatte auf und noch gleich einen neuen Track nach. »She/Her/Gone« eröffnet diese Neuversion mit viel Geraschel, Klaviergeklimper und natürlich subtil eingesetzter Percussion – ein The-Necks-Stück in kondensierter Form, sozusagen. Eine spielerische, luftige Dichte prägt auch die folgenden Stücke, für die Magaletti neben ihrem Hauptwerkzeug auf unter anderem ein Vibrafon, Spielzeuge oder Oszillatoren zurückgreift und so bisweilen in elektroakustische Klangwelten eintaucht. Im Zentrum steht aber ihr Spiel an Schlagzeug und Percussion, das gleichermaßen in Improv-Traditionen verwurzelt ist, wie es immer auch Konzessionen an, na ja, eingängigere Stile von Jazz bis Post-Rock macht – oder manchmal zurücktritt, dem Sound seinen Raum lässt. Es soll sich bei »A Queer Anthology of Drum« um das Dokument einer Reise handeln, die nie stattfand. Sie führt durch die Welt einer versierten Ausnahmekünstlerin, die nur ausgesprochen selten solo aktiv ist. Umso schöner, dass diese LP nun der breiten Öffentlichkeit verfügbar gemacht wird.