Beim Lesen des Namens Mogadischu ist es vermutlich schwierig, nicht zugleich an die »Landshut« zu denken: die Lufthansa-Maschine, die 1977 von palästinensischen Terroristen entführt und zum Landen in der Hauptstadt Somalias gezwungen worden war, mit dem Ziel, RAF-Gefangene in Deutschland freizupressen. 1977 war in Mogadischu allerdings auch das Jahr, in dem die somalische Iftin Band einer Einladung nach Lagos folgte, um von dort den Afrobeat mit nach Hause zu bringen. Von dieser weit erfreulicheren und ähnlichen musikalischen Entwicklungen erzählt der Sampler »Mogadisco« von Analog Africa mit dem das Label eigenen Angaben zufolge Geschichte geschrieben und sich als erstes in dem Land engagiert hat, um die lokale Musik einem breiteren Publikum vorzustellen. Diese knapp zwei Jahrzehnte umfassende Ausbeute aus den Archiven von Radio Mogadishu ist nicht nur vielfältig – die stilistischen Aneignungen und Anverwandlungen reichen von Disco über Psychedelik bis zu Reggae –, sie ist auch erfreulich stark. Sei es der Boogie »Baayo« von Mukthar Ramadan Idii, der drumcomputergestützte traditionelle Gesang »Hobeya« von Shimaali & Killer oder Omar Shoolis Dub-Groove in »Hab Isii«: die mehrjährige Arbeit hat sich allemal gelohnt. Gibt sie zudem doch auch Einblicke in die Kultur eines Landes, das man vor allem als von Bürgerkriegen heimgesuchten gescheiterten Staat kennt. Gegenwärtig besteht wieder eine Reisewarnung. Mit dieser Compilation kann man das Land aber zumindest ein klein wenig kennenlernen.
Mogadisco - Dancing In Mogadishu (Somalia '72-91)