Jetzt sind die Siebziger dran. Nachdem das Londoner Label Soul Jazz Records sich auf »Nigeria Freedom Sounds!« frühen Formen der Populärmusik in dem westafrikanischen Land gewidmet hat, fokussiert sich »Nigeria Soul Fever!« auf die Zeit der Militärdiktatur nach 1970. Die 3LP enthält nicht den roughen Afrobeat, für den das Land bekannt geworden ist. Vieles orientiert sich stark an westlichen Vorbildern. Akin Richards‘ »Afrikana Disco« klingt ein wenig wie das Abziehbild eines Disco-Songs und ist mit sechseinhalb Minuten Länge eher für DJs geeignet, ähnlich das beinahe 13minütige »Nwaeze«. Essentiell dagegen: die Beiträge von Christy Essien und Tee Mac, der mit einem schwebenden Stück Fusion-Jazz-Funk mit prächtigem Flötensolo und einem slicken Funk-Stomper mit Sängerin Marjorie Barnes vertreten ist. Auch die drei Songs des mittlerweile in Kalifornien lebenden Sängers Joni Haastrup (in den 1970er Jahren Keyboarder von Ginger Bakers Airforce) sind allemal hörenswert. Nur Haastrup, Essien und Tee Mac sind überhaupt schon außerhalb Afrikas veröffentlicht worden. Vieles mutet leicht bizarr an, offensichtlich haben sich hier einige Künstler an neu entdeckten Synthesizern ausgetobt. »Get Up and Dance« und das verschwurbelte »Wake Up Africa« von 1979 können mit Exotenbonus noch problemlos genossen werden, die überlaut abgemischten Vocals in»Soul Fever« nerven allerdings gehörig.
Ripple
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Soul Jazz