Im Geiste der DIY-Szene Manchesters, der Jason Boardman seit Jahrzehnten verbunden ist, versammelt die Kompilation No-One’s Listening Anyway übersehene Post-Punk-Platten der frühen 1980er, die nie so recht den Mainstream durchdrangen. Boardman, bekannt durch sein Label Aficionado (mit Moonboots) und das von ihm gegründete Before I Die, beweist hier seine Fähigkeit, in DJ-Set-Logik Themenstränge zu verweben. No-One’s Listening Anyway enthält funkige Elemente, markante Basslines und geht teils in Blechbläser-Terrain über – neue Klangfarben, die das Post-Punk-Spektrum der mittleren 80er erweiterten.
So finden sich etwa subtile 2-Tone-Einflüsse im Opener »Avril In The Alps« der Band Skeet aus Coventry, während die Ska-Anleihen auch auf dem Saxofon-getriebenen Track von Club Of Rome deutlich hervortreten. In »Inanimate Objects« steigern Saxofon-Fills die fiebrige Energie der Toms, und das Trompetensolo in »Arty Fact« bricht regelrecht aus. Die Horn-Stabs in »Call Me Honey« hingegen könnten direkt einem Disco-Track der Ära entnommen sein. Geschrieben wurde der Song von Swamp Children, zu denen drei Mitglieder von A Certain Ratio gehörten. Die ersten fünfzig Sekunden sind ein fast schamloses Zitat des Tracks »Partido Alto« von Azymuth, bevor sich der Song mit Disco-Groove und vokalem Jaulen weiterentwickelt.
Sheffields Cabaret Voltaire zeichnet verantwortlich für das abstrakte »Train Dub« von Surface Mutants. Weitere Highlights sind das punk-funkige »Psalm Fifty Seven« sowie Cathy La Crèmes Hommage an John Cooper Clarke. Die finalen Tracks – das hymnische »Help Yourself« von APB und das knurrige »Cruise Missile Blues« – runden diesen tiefgehenden Einblick in vergessene Post-Punk-Perlen ab, die dringend in jede gut sortierte Plattensammlung gehören.