Review

Vernon Felicity

Atlantis

Delft • 2016

Die Musik, die Boris Bunnik unter dem Namen Conforce veröffentlicht, ist tief und nicht selten von einer einlullenden Weichheit. Ganz anders der flache und scharfkantige Sound, den der Rotterdamer als Vernon Felicity produziert: analoger Acid Techno, der vollbepackte Kellerlöcher zum Köcheln bringen will. Der Titel seiner neuen EP, der ersten für das Label Delft, ist also höchstens ein Überbleibsel aus dem Conforce-Kosmos, denn nach »Atlantis« geht es mit diesen vier Stücken keineswegs – sondern rechts das wacklige Betontreppchen runter, an die Bar für zwei Schnäpse und dann auf den Dancefloor. Den bügelt der Opener »Defender« gehörig glatt. Eine 303-Line, die sich in perfekten Spiralbewegungen um sich selbst dreht und wie der Rachen nach einem hastigen Tequila schmeckt; Claps, so scharf wie unverputztes Gemäuer und ein slammender Backbeat, der statt in die Beine sofort in die Arme geht. Kurzum: Tune! Und was für einer. »Rdmx8« bremst dagegen ab und lässt auf einen recht spartanischen, groovelosen Electro-Beat die 303 so richtig Funken schlagen. Wunderbar dreckig, allerdings auch ziellos. Die Flipside nimmt dagegen mit »DC« so gar keinen Anlauf, sondern legt mit fordernder Kick und rotierenden Snares los. Langsam steigert sich der klatschende Wahnsinn, schalten sich mehr und mehr Rhythmuselemente und mürbe Melodien dazu, bis plötzlich eine Art kosmischer Jazz durch das Geballer auftönt. Ein irrer Track, fast überfordernd in seiner Informationsdichte. Zum Abschluss macht »Atlantis« seinem Namen doch insofern alle Ehre, als dass der Track mit seiner fantastischen Engführung von schwebenden Chords, Hoover-artigen Acid-Stabs und Theremin-Antäuschungen über einem stoischen Groove einen dezenten Flashback auf die Unterwasserfuturisten Drexciya, den dauerverschobenen Düster-Elektroiden Claro Intelecto oder gar Bunniks eigenes Conforce-Projekt zulässt. Ein atmosphärisch dichter Abschluss, der beim Kellerlochrave noch die letzte Schotte aufsprengen wird.