Review

Yui Onodera

Semi Lattice

Baskaru • 2015

Wer meint, Ambient sei im Grunde immer dasselbe, kann sich hier eines besseren belehren lassen. Denn der studierte Musiker und Architekt Yui Onodera aus Tokyo hat beim Arbeiten mit Klängen ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie er diese zu akustischen Räumen gestalten kann, zu Gebilden, die eine klare Struktur haben, ohne statisch zu sein, in denen sich an der Oberfläche nur sehr wenig abspielt, die aber in ihrer permanenten Binnendynamik einen nie endenden Reichtum an Veränderungen und Details offenbaren. Mal erreicht er das mit rein elektronischen Mitteln, mal mit Klaviertönen, und mal auch mit einer Gitarre. Tatsächlich hängt bei der Wirkung von Yui Onoderas Musik sehr viel davon ab, mit was für einer Haltung man sie hört, ob bewusst oder nebenbei, ob man seine Aufmerksamkeit gleichschwebend temperiert lässt oder sich auf Einzelheiten fixiert. Ein bisschen ist es bei »Semi Lattice« wie mit einem Stereogramm, diesen 3-D-Bildern, die bei flüchtiger Betrachtung einfach ein abstraktes Muster darstellen, bei entspanntem Blick jedoch eine räumliche Tiefe freigeben, die dahinter versteckt zu sein scheint. Nur dass bei Yui Onodera die Bilder nicht vorgegeben sind. Man kann sie sich selbst aussuchen.

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