Manchmal passiert das Wichtigste nebenbei. Sidequest von Roundabout fühlt sich an wie eine Karte, auf der die Wege erst entstehen, wenn man sie geht: kleine Skizzen aus Basslinien, Saxophonfetzen, verschobenen Keyboardakkorden, die sich mal in Richtung Erinnerung, mal in Richtung Aufbruch dehnen. Nichts hier wirkt fertig gedacht – und genau das macht den Reiz aus. Zwischen halb gelebten Nächten, improvisierten Schlaflagern und der flirrenden Müdigkeit eines Zivildienstes oder Uni-Alltags entfalten Manú Kreutzer, Moritz Lindner, Henrik Stöllinger und Alexander Danninger einen Sound, der keinen festen Platz sucht, sondern immer in Bewegung bleibt.
Manchmal klingt das wie das Flackern eines Gedankens, der fast zu schnell wieder verschwindet, manchmal wie ein Ort, an dem man sich überraschend länger aufhält. Die Gitarrenlinie von Jamie Leeming (Alpha Mist) auf »Torino 06« öffnet etwa so ein Fenster – irgendwo zwischen verrauchter Melancholie und der Ahnung, dass da noch etwas kommen könnte. Sidequest ist keine Suche nach einem Ziel. Es ist ein Warten, ein Weitergehen, ein kurzer Moment von Verlorensein – nicht als Tragödie, sondern als Möglichkeit. Als musikalischer Reflex auf eine Freundschaft, die in der Mitte eines improvisierten Kreisverkehrs einfach stehen bleibt und sagt: genau hier.

Sidequest