Review Hip-Hop

Little Simz

Lotus

Sony • 2025

Best 2025 so far

Schon der Titel hat etwas Prätentiöses: Die Lotusblume mit ihrer Verbindung zu Buddhismus und Hinduismus, wo sie für Reinheit und spirituelles Erwachen steht, blablabla. Selbstfindung ist hier Thema, neben anderem esoterischem Kram. Der Song »Free« liefert in der ersten Strophe eine Definition von Liebe (»Love is forgiving yourself, I think that love is offering your immediate help«) und macht das Gleiche später mit Angst. Ah, und natürlich sind die UK-Seelenausschütter Moses Sumney, Michael Kiwanuka und Sampha auf dem Album zu hören. Klar…

Das klingt jetzt sehr negativ. Doch die Frage bleibt: Ist diese Art von ausgetüfteltem Prestige-Hip-Hop noch modern? Nicht mal Kendrick Lamar, der Gott des High-Minded-Rap (und Fan von Little Simz), macht sowas noch; bei ihm heißt es in neuen Songs eher: »Bing-bop-boom-boom-boom-bop-bam / The type of shit I’m on, you wouldn’t understand.«

Es mag paradox klingen, doch zum Glück ist Lotus, das mittlerweile sechste Album der britischen Rapperin, ein unperfektes Werk geworden. Vielleicht liegt das an den Umständen: Little Simz hatte mit fehlendem Selbstbewusstsein zu kämpfen und warf vier unfertige Alben in die Tonne, außerdem verlor sie ihren wichtigsten Kollaborationspartner und Kindheitsfreund, den Produzenten Inflo, den sie wegen nicht zurückgezahlter Schulden vor Gericht brachte. Auf Lotus funktioniert diese Trennung als Inspiration; es ist ein Breakup-Album der etwas anderen Art.

Bereits der Disstrack-Opener »Thief« macht das deutlich: Darin bezeichnet Little Simz ihren Ex-Kollaborateur Inflo als Lügner, als »devil in disguise«, und erklärt, sie habe Mitleid mit dessen Frau (der britischen Sängerin Cleo Sol). Musikalisch ist »Thief« gewissermaßen repräsentativ für das Album: Gemeinsam mit ihrem neuen Produzenten Miles Clinton James hat Little Simz ein organisches Live-in-the-Room-Feeling geschaffen, getragen von akustischen Drums, Thundercat-mäßigen Basslines und smoothen Gitarrenakkorden. Wie eine Tiny-Desk-Session als Studioalbum. Gleichzeitig klingt Lotus ebenso bescheiden wie selbstbewusst, im Wissen, dass die Songs alle unterschiedlich sind und nicht opulent sein müssen. Das Album richtet sich immer wieder in neue Richtungen aus – wie, ähm, eine Lotusblume nach der Sonne. Sorry dafür.

Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.

Unbedingt notwendige Cookies

Unbedingt notwendige Cookies sollten jederzeit aktiviert sein, damit wir deine Einstellungen für die Cookie-Einstellungen speichern können.

Drittanbieter-Cookies

Diese Website verwendet Google Analytics, um anonyme Informationen wie die Anzahl der Besucher der Website und die beliebtesten Seiten zu sammeln.

Diesen Cookie aktiviert zu lassen, hilft uns, unsere Website zu verbessern.