Review

Little Simz

No Thank You

Forever Living Originals • 2023

Das sogenannte »Quiet Quitting« beschreibt die Weigerung von Angstellten, übermäßig zu arbeiten und die eigenen Freiheiten zu wahren. »No Thank You« von Little Simz ist als Surprise-Release ohne Tamtam zwei Wochen vor Weihnachten 2022 digital erschienen und stellt schon mit diesem Timing eine Art stille Kündigung gegenüber Erwartungen von Fans und Industrie dar. Dem mittlerweile kanonisierten »Sometimes I Might Be Introvert« aus 2021 setzt die als versatile Exzellenz geltende Rap-Könnerin ein reduziertes Conscious-Rap-Album entgegen, das Roots Manuva mehr schuldet als Central Cee. Abermals hat Producer Inflo Sample-Boom-Bap mit Neo Soul in der Subdominanten als unaufdringlichen Basisanstrich vorbereitet, den Simz versiert wie spielerisch zur Suche nach dem Ja im Nein nutzt.

Auf einem Key-Track, dem Orgel-Flip »Heart On Fire« formuliert sie die Erkenntnis in der Enttäuschung etwa: »Tell me what you came for/ Wanted better days and now you’re runnin’ away from that very thing you prayed for«. Little Simz folgt keinem Algorithmus, sondern lieber ihrem Herzen. Schon bei »SIMBI« war die Reise ins Ich auch ein Spiegel soziokultureller Beobachtungen. »Broken« etwa entschleiert in siebeneinhalb Minuten (!) das Leid der Stillen: »It shouldn’t be a norm to live your life as a tragedy”. „Don’t get lost in the sauce«, heißt es auch auf »No Merci«, in jeder Ablehnung liegt auch Zustimmung. »No Thank You« fühlt sich auch dadurch wie das Ende einer Trilogie an, ähnlich der Schlüsselphasen von ATCQ oder Kendrick Lamar. Ein Album über die Leichtigkeit des Neins.