Review

Cindy

I’m Cindy

World Of Paint • 2020

Album des Jahres 2020

Zum ersten Mal hat die Welt vor fünf Jahren von Cindy Savalas gehört. Der Name fiel als Tracktitel des längsten und am meisten elaborierten der 14 Tunes von Kai Hugos selbstbetiteltem Album »Palmbomen II« Dann widerfuhr Hugo, was schon vielen Autoren vor ihm passiert ist: Der von ihm erdachte fiktionale Charakter verselbständigte sich. 2017 folgte, ebenfalls auf Tim Sweeneys Label Beats In Space mit der 12-Inch-Trilogie »Memories Of Cindy« eine Erkundung von Cindys Heimatstadt Carmel Vista. Mit »I’m Cindy« legt Hugo nun das »verlorene« Debütalbum seiner Kunstfigur vor. Der Longplayer mit dem autobiografischen Titel ist ein Glücksfall in mehrfacher Hinsicht: Zum einen zählt Palmbomen II mit Releases auf renommierten Leftfield-Imprints wie Beats In Space, Dekmantel Pinkman und 1080p zu den interessantesten Producern der Gegenwart. Zudem hat der Niederländer in Gestalt der US-amerikanischen Schauspielerin, Regisseurin und Sängerin Blue LoLãn eine kongeniale Ergänzung zu einem Kreativtandem erfahren, die seiner Fiktion mit ätherischen, oft genug an Julee Cruise erinnernden Vocals Leben einhaucht. Und so klingen die 13 Songs auf »I’m Cindy« durchwegs wie ein Score zu einem »Twin Peaks«-Remake – eine nostalgische, ausgesprochen kohärente Reise in eine fiktive Vergangenheit, in der Pop, Indie und Dancefloor keinen Widerspruch darstellen, der Shoegaze-Sound von Bands wie den Cocteau Twins oder Slowdive auf die synthetischen Klangwelten des wavigen Anteils im Italo-Disco-Spektrum trifft. Synthie-Pop-Instant-Hits wie »2Y & 6M«, »Cousin’s Birthday Party«, »Justin« oder »Never Let Me Go« stehen neben Balladen wie »My Mother«, »Boyfriend«, »New Power« oder »Mary«, dazwischen finden sich suggestive Interludes wie »Seaview Parking« oder das unfassbar berührende »Voice Message«. Ausfälle sind dagegen absolut kein zu verzeichnen. Hugos Kunstgriff, eine weibliche Figur zur Projektionsfläche seiner Emotionen und Stimmungen zu machen, gibt ihm paradoxerweise die Freiheit, sich unverstellt zu äußern: Es ist gerade diese Distanz, die ihm ein ungewöhnlich persönliches Album ermöglicht Der Kontrast zwischen den eingängigen Melodien, Blue LoLãns wisperndem, suggestivem Timbre und Hugos LoFi-Ästhetik macht dieses Album schlichtweg unwiderstehlich. Eine der faszinierendsten Platten dieses so ganz anders als erwartet verlaufenden Jahres, ein innig schillerndes Meisterwerk in Zeiten der Pandemie.

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