Review

The National Jazz Trio Of Scotland

Standards Vol. II

Karaoke Kalk • 2013

»Der Terminus ›(Jazz)standard‹ bezieht sich auf (Jazz-)Kompositionen vergangener Jahre und Jahrzehnte, die von (Jazz)musikern besonders oft und kontinuierlich gespielt wurden und werden und die Stilentwicklung überdauert haben«, erklärt uns die Wikipedia im entsprechenden Eintrag, der auch auf andere Musikstile übertragbar ist. Nun hat der zwar gelernte, aber musikalisch außergewöhnlich offene Jazzer Bill Wells mit seinem Bandprojekt The National Jazz Trio Of Scotland schon das zweite Album veröffentlicht, das nur bedingt in das enge Korsett des Genres passt. Während das Debüt durchaus Standards enthielt, und zwar jazzbeeinflusste Neuinterpretationen von »Weihnachts-Standards«, ist der Nachfolger »Standards Vol. II« noch ein Stück weiter weg von der Tin Pan Alley und blickt am ehesten Richtung Bossa Nova und Easy Listening. Dafür gibt es (bis auf zwei Songs: das traditionelle schottische Folklore-Lied »Mary Of Argyle« und Moondogs »My Tiny Butterfly« ausschließlich Eigenkompositionen von Mastermind Bill Wells, deren Gesangsparts er mit semiprofessionellen Sängerinnen besetzt hat. Der Einsatz ihrer zarten, zeitweise aneckenden Stimmen verleiht der Platte aufgrund der bewusst nicht aalglatten und einwandfreien Produktion eine sehr persönliche und menschliche Note. Wells am Piano steht instrumental selbstverständlich im Vordergrund, vielmehr ist da ohnehin nicht zu hören. Das sorgt zwar auf Dauer für ein wenig Langeweile, aber wenn man mal einfach entspannen möchte sind die »Standards Vol. II« nicht verkehrt. Bloß nicht täuschen lassen: Jazz ist das hier weniger bis gar nicht. Aber ein Trio ist die Combo ja schließlich auch nicht

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